Mit welchen Kosten muss ich rechnen?
Ich gehöre der Landestierärztekammer Hessen an und unterliege als Tierärztin mit deutscher Approbation der Berufsordnung dieser Kammer und dem Heilberufsgesetz Hessen. Die Kosten werden, wie sie gesetzlich vorgeschrieben sind, nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) berechnet.
Die Routinemäßige Zahnbehandlung kostet inklusive der Allgemeinen Untersuchung und Sedation zwischen 190 € und 230 €. Die Anfahrtskosten sind in der Regel inklusive und werden je nach aufgesuchten Tierhaltern im Stall bzw. in der Region anteilig berechnet.
Sollten Sie Fragen zu diesem oder anderen Themen haben, können sie mich gerne kontaktieren!
WIE OFT?
Jährliche Kontrolle: Wenn Ihr Pferd alle Milchzähne gewechselt hat, kein „Zahnproblem“ zeigt und in der Vergangenheit keinen Zahn gezogen bekommen hat, dann wird eine jährliche Kontrolle genügen.
Im Abstand von 6 Monaten: Alle Pferde/Ponies bis 5 Jahre, die vom Milchgebiss zum bleibenden Gebiss wechseln, sollten alle 6 Monate kontrolliert werden. Denn im Zahnwechsel können Schmerzen und/oder eine Beeinträchtigung in der Futteraufnahme bzw. beim Reiten durch die Milchkappen (Reste der Milchzähne) entstehen. Aber auch leichte und schwerwiegende Veränderungen des Gebisses, die durch den Zahnwechsel entstehen können, werden dann im Vorfeld korrigiert. Man sollte bedenken, die Zeit in der die Pferde vom Milchgebiss zum permanenten Gebiss wechseln, ist auch die Zeit in der das Pferd eine wesentliche Ausbildung mit dem Menschen erlebt! Pferde, mit fehlenden Zähnen müssen den Antagonisten (gegenüberliegenden Zahn) halbjährlich zurück geschliffen bekommen, damit die ovoide Kaubewegung problemlos fortgesetzt werden kann.
Warum die Sedation?
Es gibt viele einleuchtende Argumente Pferde bei der Zahnbehandlung zu sedieren. Aus Tierschutzgründen ist eine Sedation angezeigt! Denn als Tierärzte können wir dem Flucht- und Herdentier Pferd eine stressfreie Behandlung über einen Zeitraum von bis zu einer Stunde zu kommen lassen. Die Konzentration der Sedierung wird individuell festgelegt. Das Pferd wird weniger abgelenkt und hat die Möglichkeit sich eher zu entspannen. Ich halte nichts von einer festgesetzten Menge an Sedationsmittel für das Pferd, sondern versuche die geringste mögliche Dosierung zu wählen. Dabei zählen viele Faktoren wie das Alter, die Rasse, das Geschlecht usw., aber auch die allgemeine Untersuchung und die erste Untersuchung des Kopfs und der Maulhöhle (Schmerzhaftigkeit etc.) zur Wahl der Konzentration des Sedationsmittel. In unserer Praxis können wir auf verschieden wirkende Sedationsmittel zurück greifen und daher die optimale Sedierung für ihr Pferd wählen. Die Medikamente sind sehr gut verträglich. Eine fachgerechte Untersuchung und Behandlung und zwar für jeden einzelnen Zahn ist nur mit einer guten Sedierung möglich! Je nach Dauer und Patient kann während der Behandlung das Pferd nachdosiert werden.
Bild: eine Tierbesitzerin hat ihr Pferd vor der Untersuchung unterhalb vom Kiefergelenk für die Zahnbehandlung zusätzlich akupunktiert!
Die Regelmäßige Zahnkontrolle
Das Wissen der Zahnheilkunde beim Pferd ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Bevor ein Pferd das erste Mal aufgetrenst wird, sollte es bereits seine ersten Zahnkontrollen und Zahnbehandlungen bekommen haben! Nur so kann man mit gutem Wissen und Gewissen, sein Pferd heutzutage einreiten! (Warum?)
Das Wissen der Pferdebesitzer muss sich erweitern und man muss verstehen, dass jedes Pferd – egal welchen Alters (Fohlen oder Rentner) oder welche Rasse (Warmblut, Kaltblut, Pony) – heutzutage, mindestens einmal jährlich eine Zahnbehandlung (Wie oft?) benötigt! Genauso wie alle 4-8 Wochen der Hufschmied kommt, mindestens einmal im Jahr das Pferd geimpft wird oder 3-4-mal im Jahr das Pferd entwurmt wird, so benötigt Ihr Pferd einmal im Jahr eine Zahnkontrolle. Sollten zwischen den Terminen Zahnprobleme erkennbar sein, muss diese genauestens untersucht und behandelt werden.
WARUM?
Genauso wie wir „fast food“ essen, essen unsere Pferde heute auch „fast food“, in dem sie Kraftfutter (Hafer, Müsli, etc.), Heu, Stroh und Gras essen.
Wie viele „Leckerlis“ (Bananen, Äpfel, Möhren, Bonbon, Zucker, …) füttern Sie ihrem Pferd täglich? Putzen Sie auch täglich die Backenzähne ihres Pferdes 😉 ?
Als Steppentier waren unsere Pferde ständig auf eigener Suche nach Essen dem harten Steppengras ausgesetzt. Das Steppengras war ein derbes, hartes und nährstoffarmes Futter. Gleichzeitig nahmen die Pferde auch Sand und Steinchen auf. Die Schneidezähne der Pferde wurden dabei viel mehr beansprucht und abgerieben. Durch die Domestikation zeigen die meisten unserer Pferde heute aufgrund der fehlenden Beanspruchung zu lange Schneidezähne (normales Längenwachstum bis zu 3 mm/Jahr).
Merke: Pferde sollten keine süssen und sauren Futtermittel gefüttert bekommen!
Von der Anatomie des Pferdeskopfes her, ist der Oberkiefer breiter als der Unterkiefer. Durch die verringerte ovoide, aber auch horizontale Kautätigkeit entstehen nun am Oberkieferbackenzahn außen und am Unterkieferbackenzahn innen regelmäßig scharfe Kanten. Auch bei jungen Pferden kann man dies schon sehr gut erkennen.
Merke: Ein Pferd ist ein Lauftier – Herdentier – Fluchttier – und Pflanzenfresser –
Wenn man die Haltung und Fütterung optimiert, führt dies zu einer besseren Gesundheit ihres Pferdes!
Hat mein Pferd ein Zahnproblem?
Es gibt viele Hinweise auf Zahnprobleme. Doch muss natürlich nicht immer ein Zahnproblem dahinter stehen! Eine allgemeine gründliche Untersuchung gehört mit zu dem Aufgabenbereich des Tierarztes. Sollten Sie annehmen, dass Ihr Pferd ein Zahnproblem hat, soll Ihnen diese Auflistung helfen, zu entscheiden, ob sich bei dem Verhalten oder Anzeichen Ihres Pferdes, eine Gebissuntersuchung dringend durchgeführt werden muss.
Symptome:
Allgemein:
- Kolik (v.a. Verstopfung)
- Abmagern/Gewichtsverlust
- Stumpfes Fell
- Koppen
- Häufige Schlundverstopfung
- Ungenügend zerkleinerte Futterbestandteile im Kot (viele Körner, lange Fasern)
- Fressunlust
- Schlechte Kondition
Verhalten im Umgang:
- Kopfschlagen/Headshaking
- Unrittigkeit
- Mauligkeit (wehren gegen das Gebiss)
- Verwerfen
- Empfindlichkeit am Kopf
- Geht nicht durchs Genick
- Probleme beim Stellen und Biegen
- Steigen
- Festbeißen
- Ohren anlegen beim Reiten/Trensen
- Rückenprobleme beim Reiten
- Verspannungen von Hals- und Rückenmuskulatur
Futteraufnahme:
- Vermehrtes Speicheln
- Wickel kauen (Heuröllchen liegen in der Box)
- Zähne wetzen (an den Stangen oder an der Krippe)
- Erst wird das Heu gefressen
- Unwillige Kraftfutteraufnahme
- Verändertes Fressverhalten
- Abnormes Kaubewegungen
- Schlechte Futteraufnahme
- Veränderte Wasseraufnahme
Am Kopf:
- Empfindlichkeit
- Nasenausfluss (einseitig/beidseitig?)
- Schwellungen im Kopfbereich (Nüster, Unterkieferäste, Kehlkopf, Unterlippe, etc.)
- Eitrige Wunden am Kopf
- Schlecht heilende Wunden am Kopf
- Hängende Unterlippe
- Entzündete Augen (Ausfluss, Rötung)
- Übler oder Stinkender Geruch aus der Maulhöhle
- Zahnstein
Welche Zahnprobleme können unter anderem vorhanden sein?
- Scharfe Kanten der Backenzähne, die zu Schmerzen bis zu tieferen Wunden und Geschwüren der Backen-schleimhaut und Zunge führen können
- Zu lange Schneidezähne
- Einbiss an den Schneidezähnen
- Haken und Spitzen
- Treppengebiss
- Wellengebiss
- Scherengebiss
- Frakturierte Zähne
- Lose Zähne
- Veränderte Linie oder Winkelung der Zähne bzw. Kauflächen
- Zahnverlust und dadurch Hochwachsende Antagonisten (Gegenüberliegende Zähne) bis auf den Knochen
- Zahnfleischerkrankungen
- Störende Milchzahnreste verschiedenster Art (Lose, festsitzende, im Zahnfleisch steckende etc.)
- Über- und Unterbiss
- Probleme der Wolfszähne (lockere, als störend empfunden, blinde etc.)
- Probleme der Hengstzähne (lange, spitze, frakturierte, blinde)
Wie läuft eine Zahnbehandlung ab?
Die Zahnbehandlung findet meistens im Stall des Pferdes statt. Das Pferd wird zunächst tierärztlich Allgemein untersucht und eine erste Untersuchung des Kopfes und der Maulhöhle findet ohne Sedierung (Verabreichung von Beruhigungsmitteln) statt. Frühere und vor allem chronische Erkrankungen werden mit aufgenommen und mitbeachtet. Danach werden mit dem Besitzer die nächsten Behandlungsschritte abgesprochen. Sollte eine Zahnbehandlung an diesem Tag durchgeführt werden, wird zunächst erst einmal das ganze Equipment aufgebaut. Im Stall wird (gerne lauwarmes) frisches Wasser und Strom benötigt. Um den Pferdekopf während der Behandlung hochheben zu können, um ihren Rücken, uns und das Pferd zu schützen, benötigen wir eine Aufhängemöglichkeit (Stall mit Querbalken, Türschiene, zur Not ein Baum oder eine Scheune, usw.).
Dann wird das Pferd zur weiteren stressfreien Untersuchung und Behandlung leicht sediert. Je nach Eingriff werden Schmerzmittel, lokale Anästhesien bzw. verschieden wirkende Sedationsmittel verwendet. Nach einigen Minuten wirkt die Sedation. Ihr Pferd wird untersucht und das Gebiss wird vermessen. Eine Behandlung der Schneidezähne kann zunächst der erste Schritt sein. Dann wird ein Maulgatter eingesetzt. Die Schneidezähne stehen dabei auf Beißtellern und das Pferdemaul kann schonend geöffnet werden. Das Pferd bleibt während der ganzen Behandlung stehen. Die Behandlungsschritte sind abhängig von dem Befund und werden individuell angepasst. Die Befunde und die daraus resultierenden Veränderung nach der Behandlung können natürlich bei Interesse angesehen und ertastet werden.
Aufgrund der Entwicklung der Zahnheilkunde in der Pferdepraxis sind die Geräte zur Behandlung der Zähne auf den neuesten Stand der Wissenschaft. Unterschiedliche elektrische Einheiten, verschiedene Handraspeln und Zangen, verschiedene Lichtquellen zum Ausleuchten der Maulhöhle, Halterungen zur Fixierung des Kopfes und verschiedene Maulöffner befähigen dazu die Pferdezähne bestmöglich und präzise zu behandeln.
Sollte es notwendig sein, können vor Ort eine lokale Anästhesie vorgenommen werden, auch Schmerzmittel, Impfstoffe, Seren (Tetanus – bei fehlendem Schutz) und weitere Medikamente sind im Praxisauto vorhanden. Weiterführende Diagnostik wie z.B.: digitales Röntgen wird generell stationär (Tierärztliche Klinik Grosswallstadt) durchgeführt. Je nach Befunden gibt es die Möglichkeit von verschiedenen Tierarztpraxen das digitale Röntgen auch vor Ort durchzuführen.
Nach der Behandlung wird das Pferd meistens in seiner Box angebunden oder zum Beispiel in ein Paddock gebracht bis es vollständig aufgewacht ist. Die Sedation sollte möglichst aufgehoben sein (ca. zwei Stunden nach Injektion der Spritze) bevor das Pferd fressen darf, da sonst die Gefahr einer Schlundverstopfung gegeben ist. An dem Tag der Behandlung sollte kein Kraftfutter gefüttert werden.
Bei Extraktion eines Zahnes darf das Pferd ca. 3 Tage kein Kraftfutter fressen, damit sich keine kleineren Futterpartikel in die Wunde setzen und die Heilung beeinträchtigen. Nach Extraktion des Wolfzahnes sollte das Pferd zusätzlich 7 – 10 Tagen kein Gebiss tragen, um eine vollständige Heilung zu gewährleisten.
Sollte bei der Untersuchung ein Befund (z.B.: Extraktion von festsitzenden Backenzähne, Kieferchirurgischer Eingriff, Endoskopische Untersuchungen der Luftsäcke etc.) dazu führen, das Ihr Pferd zur weiteren Abklärung in eine dafür spezialisierte Klinik muss, gehört eine Beratung und Überweisung mit anschließender möglicher Nachbehandlung im Stall natürlich dazu.
Wie lange dauert die Behandlung?
In der Regel sollte man für eine Routine Zahnbehandlung zwischen 40 – 60 Minuten rechnen. In schwierigen Fällen kann dies auch noch länger dauern. Die Dauer der Behandlung ist abhängig von den Befunden und der Korrektur. Die Pferde sollten, wenn möglich, an dem Behandlungstag nicht mehr geritten werden.